600 km Brevet Bratislava - Heidenau
09.06.2023 08:00 Uhr Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes
Länge 633,8 km
Höhenmeter: 7511 m
Zeitlimit: 40 Stunden
Kontrollpunkte:
Start für die Tour zurück nach Heidenau ist am nördlichen Ufer an der Donau, etwas östlich der Brücke des slowakischen Nationalaufstandes. Die 1972 eröffnete Brücke beherbergt in ihrem Ufo eine Aussichtsplattform sowie ein Restaurant. Vielleicht ein lohnendes Ziel für den Ruhetag zuvor. Ab hier geht es an der Donau entlang bis zum Devínsky hrad, einer teilweise rekonstruierten, mittelalterlichen Burg. Ab hier verlassen wir die Donau um gleich danach über die March nach Österreich zu radeln. Eine wunderschöne Fahrradbrücke bringt uns fast zum Habsburger Schloss Hof. Die nächsten 80km durch Österreich sind zunächst flach und werden am der Mitte leicht hügelig. Bis auf ein paar Ölbohranlagen gibt es hier nur ein paar ( böhmische ) Dörfer, die genauso gut in der Slowakei oder in Ungarn stehen könnten.
Nach rund 100km überqueren wir die Grenze nach Tschechien, genauer in den Landesteil Mähren und fahren direkt nach Valtice zu unserem ersten Kontrollpunkt, dem Státní Zámek Valtice. Das Schloss Valtice gehört, wie das nur sehr wenige Kilometer entfernte Schloss Lednice, gemeinsam zum Unesco - Weltkulturerbe. Beide Schlösser sind dabei über eine 7km lange Allee miteinander verbunden. Bis zur Enteignung im Jahre 1945 gehörten beide der Familie Liechtenstein und sind heute im staatlichen Besitz.
Von hier aus geht es gleich weiter ins benachbarte Mikulov mit seiner wunderschönen Altstadt. Natürlich gibt es auch hier wieder ein Schloss zu besichtigen, wenn man den die Zeit dafür hätte. Aber die Tour soll ja auch eine Anregung sein, vielleicht einmal wieder in die Gegend zu reisen.
Weiter geht es nach Znojmo ( dt. Znaim ), wo uns auf dem Marktplatz der 2. Kontrollpunkt erwartet. Bekannt ist die Stadt aber nicht durch ihre Architektur. Nein, es ist zum einen der Wein, aber viel mehr die Znaimer Gurken. Diese werden hier schon seit Jahrhunderten angebaut und verarbeitet. Ähnlich der Spreewälder Gurken in Deutschland, gibt es die Znaimer Gurken in den unterschiedlichsten Variationen eingelegt zu kaufen.
Die darauffolgenden Kilometer waren jetzt etwas schwierig zu planen, nicht weil es keine schönen Straßen gibt. Nein, ich konnte mich einfach schwer entscheiden zwischen "zurück nach Österreich" oder in "Mähren" bleiben. Die Straße nach Harddeg im Thayatal mit seiner Burg oder auf der mährischen Seite ins Thayatal zum Zámek Vranov nad Dyjí. Am Ende wurde es Schloss Vranov. Dieses wurde schon in zahlreichen Filmen als Kulisse verwendet, unter anderem in "Des Kaisers neue Kleider" und "Triple X". Danach bleiben wir noch ein paar Kilometer in der Nähe des Thayastausees. Am anderen Ende geht es noch am Hrad Cornštejn und am Hrad Bítov vorbei.
Hier befinden wir uns immer noch im Landesteil Moravia ( Mähren ). Auf unserem Weg zum 4. Kontrollpunkt, Kostel Nejsvětějš überqueren wir die Grenze nach Böhmen hinter Slavonice. Praktisch ändert sich hier für uns nichts. Nur sind es ab jetzt wieder böhmische Dörfer.
Nächster Kontrollpunkt, ist das Státní zámek Hluboká nad Vltavou. Eines der Highlights dieser Tour und der Grund, warum der Brevet ein klein weniger länger, als 600km geworden ist. Ich bin hier als Kind vor vielen Jahren einmal gewesen und wollte schon länger einmal wieder hier hin. Der Brevet war jetzt die perfekte Gelegenheit, dem Schloss einen Besuch abzustatten. Ursprünglich stand auf dem Gelände eine Burg aus dem 13. Jahrhundert. 1580 wurde, nach mehreren Eigentümerwechseln, die Burg in ein Renaissanceschloss umgebaut. 1661 schließlich ging das Schloss in den Besitz der Familie Schwarzenberg über. Es wurde im 18. Jahrhundert in den Barockstil umgebaut und später im 19. Jahrhundert wurden die Gebäude abgetragen und an deren Stelle ein malerisches Schloss im Tudorgotikstil errichtet. Es wurde 1939 enteignet und 1945 zurückgegeben, nur um zwei Jahre später wieder enteignet zu werden. Seit dem befindet es sich in Staatsbesitz und kann besichtigt werden.
Sind wir bisher größtenteils nach Westen gefahren, ändert sich nach Hluboka unsere Richtung. Es geht von nun an nach Norden, etwas raus aus dem Moldautal. Über hügelige Straßen kommen wir zu einem weiteren "Highlight". Obwohl ich auf dieses lieber verzichten würde. Etwa 15 km nach Hluboka kommen wir am Kernkraftwerk Temelín vorbei. Schon von weitem sieht man die großen Kühltürme und später auch die beiden Reaktorgebäude. Aus der Nähe ein sowohl ein imposanter, also auch etwas beängstigenter Anblick.
Kontrollpunkt 6 ist dann wieder ein schönerer Ort, das malerisch gelegene Zámek Orlík am Moldaustausee. Die Burg, deren Ursprung auf das 13. Jahrhundert zurück geht, befindet sich im Gegensatz zu Hluboka, heute im Privatbesitz der Familie Schwarzenberg. Der Großteil des Schlosses kann besichtigt werden und beherbergt eine Ausstellung über die Anlage sowie der Familie Schwarzenberg.
In Orlik verabschieden wir uns jetzt von der Moldau. Diese schlängelt sich nach dem Stausee in Richtung Nordosten nach Prag. Wir fahren aber in Richtung Nordwesten, in die alte Bergstadt Příbram. Lange Zeit wurde hier Silber und Blei abgebaut. Ab 1949 dann Uran. Zahlreichen Museen zeugen hier von der Vergangenheit und zum Thema Bergbau.
Als nächstes steht das Hrad Křivoklát auf dem Plan. Bereits 2022 beim 600km Brevet angefahren, liegt es dieses Mal auf unserem Weg nach Hause. Am Eingang in den Landschaftsschutzpark Křivoklátsko begrüßen uns zunächst die beiden Burgen Hrad Žebrák und Hrad Točník. Nach mehreren Anstiegen kommen wir an die Berounka. Ein Zufluss der Moldau. Aber nur für kurz, eh es nach dem Kontrollpunkt an der Burg weiter Richtung Böhmisches Mittelgebirge geht.
Das České středohoří mit seinen zahlreichen Bergkegeln und Burgen durchfahren wir so flach wie möglich, aber einmal darüber müssen wir dennoch. Genauso wie über den Erzgebirgskamm. Diesen erklimmen wir in Krupka. Rund 500 hm auf 6 km müssen wir hier überwinden um zu unserem letzten Kontrollpunkt am Komáří hůrka zu kommen. Wenn das Wetter mitspielt und man nicht zu spät ankommt, sollte man unbedingt bei Kuchen und Kofola die Aussicht ein paar Minuten genießen !
Die 40 km bis zum Ziel sollten jetzt eigentlich gut rollen. Lediglich ein nennenswerter Anstieg bei Lauenstein stellt sich noch uns in den Weg.